Reisebericht Baskenland im RADtouren Magazin
Spannendes Radabenteuer und genussvolles Radeln im französischen Baskenland
“Baskenland… hm, klingt eigentlich ganz interessant, verbinde ich jedoch eher mit grasenden Kühen und mützentragenden älteren Herren.” Wenn ich nun an meine ersten Worte denke, nachdem meine Frau Ingrid eine Radreise durch das französische Baskenland vorschlug, fasse ich mir heute nur mehr vor Lachen an den Bauch.
Wir entschlossen uns schließlich den langen Weg auf uns zu nehmen und im Südwesten Frankreichs in unbekanntes Gebiet vorzuwagen.
Das Nachbarland hatte ich schon vor 15 Jahren ins Herz geschlossen und seitdem vergeht kein Jahr, in dem nicht mindestens der kleine Zeh über die Grenze gehoben wird.
Nach mehrstündiger Anfahrt die aufgrund gut ausgebauter Autobahnen und einem Etappenstopp in Zentralfrankreich in Frankreich kein Problem war, erreichten wir schliesslich Biarritz. Eine erfrischende Brise wehte uns gleich zur Begrüßung um die Nase und der Geruch nach salziger Meeresluft liess uns mit einem Schlag in unserem Urlaub ankommen. Nun konnte unsere geführte Radreise beginnen.
Am nächsten Abend begrüßten uns Christiane und Philippe von FRANCE A VELO zum Aperitif und ersten Abendessen. Fruchter Rosé wurde perfekt temperiert serviert und das himmlische 4-Gängige Menü versetzte uns in andere Geschmackssphären. Wenn ich heute an dieses Festmahl denke, läuft mir noch immer das Wasser im Mund zusammen.
Am nächsten Morgen war es dann endlich soweit. Mit unseren Mitreisenden schwangen wir uns nach dem Frühstück auf unsere Drahtesel und folgten Christiane durch wunderschöne Landschaften, die uns am ersten Tag entlang der Velodyssee, dem neu angelegten Eurovelo 6, führten. Ausgesprochen schön war, dass es sich beim Radweg nicht um eine schnurgerade Strecke handelte, sondern man sich durch den geschlängelten Weg auch hin und wieder schön in die Kurven legen konnten.
Das Meer bot uns ein atemberaubendes Naturschauspiel. Der aufbrausende Atlantik zeigte sich durch seinen Wellengang von seiner schönsten Seite. Überrascht von den aufsteigenden Klippen, konnte ich meinen Blick kaum mehr vom Meer wenden und musste mich konzentrieren, um nicht im feuchten Nass zu landen. Die kleinen mit Sand bedeckten Buchten, an denen der Radweg entlang kam, luden zu einem klein Sprung in Wasser ein. Beeindruckt haben uns auch die ehemaligen Adelspaläste und Art Deco Häuser, die sich immer wieder vor uns auftürmten und den Glanz alter Zeiten versprühten.
Mittags wurden wir mit einem herrlichen Picknick, mit lokalen Spezialitäten und köstlichem Wein verwöhnt – ein französischer Gaumenschmaus. Auf einem sehr gut ausgebauten Radweg erreichten wir nun die Hauptstadt des französischen Baskenlandes, Bayonne. Nach Stadtführung und gemütlichem Straßenbummeln ging’s abends dann zurück ins Hotel und nach einem langen intensiven Radtag konnte ich es kaum erwarten gleich in den Pool zu springen.
Auf einer Reise durch diese spannende Region durfte eine Stadtführung durch die Königin der baskischen Städte, Biarritz, natürlich nicht fehlen. Geschichte, Anekdoten und typische Lebensweisen wurden uns hier auf lebendige Art und Weise vermittelt. Ein Ausgesprochen schöner Stadtkern, mit pittoresken Gassen und den edlen Palästen, lassen den führern, durch den Walfang erworbenen Reichtum aus früheren Zeiten erkennen.
Wenn man schon so weit im Südwesten ist, dürfen neben dem Meer die berühmt berüchtigten Pyrenäen nicht fehlen. “Pyrenäen?!” dachte ich, als mir das erste mal die Beschreibung in die Hände fiel – “Das ist doch was für Radprofis auf der Tour de France.” Schnell wurden wir beruhigt, dass es sich hierbei nur um deren Ausläufe handelt. Ein Kinderspiel als sozusagen… In die Pedale treten mussten wir dann doch etwas, wurden aber mit einem herrlichen Naturschauspiel und spektakulärem Bergpanorama belohnt.
Nach 5 Nächten in unserem Hotel in Biarritz ging es mit dem Transfer nach Pau. Eine dynamische, junge Stadt, die sich vor allem durch ihre beeindruckende Burg und seine pittoresken Gassen auszeichnet. Auf einem Plateau gelegen bietet sie einen herrlichen Blick auf die Pyrenäenkette, welche vor allem bei Sonnenuntergang für romantische Stimmung sorgte.
Nicht nur mit Picknicks und Diners wurden wir verwöhnt, sondern auch mit zahlreichen Verkostungen. So gab es Wein-, Käse- und Schokoladenproben, an denen sich Augen und Gaumen erfreuen konnten. Als es durch das Juraçongebiet ging, sahen wir auch die Weinberge, auf denen die Trauben wachsen, die wir seit fast einer Woche in flüssiger Form zu uns nahmen.
Natürlich durfte eine Fahrt mit der berühmten “Rhune” Bahn nicht fehlen. Auf dem Gipfel angekommen bietete sich uns ein spektakulärer 360° Blick auf das Meer und die Pyrenäen. Mein Blick fällt auf die romantischen Täler und als wir herumspringende Wildpferde über die saftig grünen Weiden hüpfen sehen, traue ich meinen Augen kaum.
Die baskische Architektur empfand ich als äußerst interessant. Weiss getünchte Häuser mit feuerroten Türrahmen und Fensterläden versprühten einen ganz eigenen Charme. Dies kam vor allem in Espelette zum Vorschein. Vor lauter Staunen vergaß ich fast unsere Verköstigung, in der mehrere Sorten Paprikapulver in den verschiedensten Formen vorgestellt wurden. Doch auch in Saint Jean de Luz schlug mein francophiles Herz höher. Der einheitliche Stadtkern, der wunderschöne Strand und die außergewöhnlichen Kirchen waren kaum zu toppen.
Die Reise offenbarte sich für uns als absoluter Glücksfall. Die Natur war atemberaubend, die Menschen herzlich, offen und sehr aufgeschlossen und das Essen einfach nur köstlich. Milde Temperaturen versüßen uns den Urlaub und der tolle Service durch Hotels und Reiseleitung, als auch die gut ausgebauten Strecken machten den Urlaub zu einem herrlichen und eindrucksvollen Erlebnis.